Meiner Meinung nach völlig unnötig dieser offene Brief. Da hat man beim EHC etwas falsch verstanden. Der Vorwurf "Stecker rausgezogen" richtet sich meiner Meinung nach primär an jenene Sponsoren (und Mäzen) die nach dem Abstieg in die NLB ihre Unterstützung beendet haben (...anstatt die unfähigen Schwarz und McParland schon früher rauszuwerfen und es nochmals mit anderem Führungspersonal zu versuchen...)
Hier das Interview mit Gaydoul (Quelle: BAZ vom 6. August 2009, Wirtschaft/Seite 11):
«Ich bin nicht der Shopper»
Denner-Chef Philippe Gaydoul überlässt das Einkaufen seiner Frau – er sucht lieber neue Firmen
Dieter bachmann
Mit gerade mal 37 Jahren kann Philippe
Gaydoul bereits auf eine elfjährige
Führungserfahrung in einem
Milliardenunternehmen zurückblicken.
Im Sommergespräch mit der
BaZ erinnert er sich an Grossvater
Karl Schweri, äussert sich zum EHC
Basel und zur Zeit nach Denner.
Noch bevor Philippe Gaydoul Platz
nimmt, entledigt er sich Jackett und
Krawatte und murmelt etwas von «Tenübefehl
» – die BaZ hatte sich für das Sommergespräch
einen lockeren Rahmen
gewünscht. Im lauschigen Hinterhof eines
Restaurants beim Zürcher Paradeplatz
kommen fast Feriengefühle auf.
Der Denner-Chef – soeben zurück aus
Kreta – ist in aufgeräumter Stimmung.
Mit dem Geld, das er 2007 aus dem
Verkauf von Denner an die Migros erhalten
hat, ist er daran, eine Beteiligungsgruppe
aufzubauen. Zu dieser Gaydoul
Group mit dem Fokus auf Mode und Accessoires
gehört als erste Akquisition
seit einem Jahr die Marke Navyboot. Am
1. Juli ist Gaydoul zudem zum Präsidenten
des Schweizerischen Eishockey-Verbands
gewählt worden.
BaZ: Herr Gaydoul, Ende Jahr geben Sie
den Posten als Denner-Chef ab. Können
Sie sich schon zurücklehnen?
PHILIPPE GAYDOUL: Ganz und gar
nicht. Ich bin bis zum letzten Tag voll
für Denner da. Um mein neues Unternehmen,
die Gaydoul Group, kümmere
ich mich quasi in meiner Freizeit.
Aber die Ablösung kommt ja nicht
Knall auf Fall, ich konnte mich mental
darauf vorbereiten.
Wie lange gibt es Denner nach Ihrem
Abgang innerhalb der Migros noch?
Mit dem Discount-Geschäftsmodell,
mit einer Verankerung mit 750 Standorten
und mit einem starken Partner
wie Migros gibt es keinen Grund, wieso
es Denner in zehn oder 20 Jahren
nicht mehr geben sollte.
«Vielleicht hat man
beim EHC Basel
den Stecker zu früh
rausgezogen.»
Ist es eine Erleichterung, das Ruder bei
Denner abgeben zu können, nun da Aldi
und Lidl in der Schweiz mit der Expansion
langsam so richtig loslegen?
Konkurrenz ist überall. In den Geschäftsbereichen,
in denen ich künftig
tätig sein werde, wimmelt es von
grossen Playern. Doch genau das reizt
mich! Zudem soll die Gaydoul Group
international wachsen, was eine zusätzliche
Herausforderung ist.
Was ging in Ihnen an dem Tag vor, als der
Entscheid fiel, dass Sie Denner-Chef
werden?
Es gab da eigentlich zwei Tage. Einer
war im 1998. Da war ich 26 und noch
voll in meinem Ausbildungsprogramm
in der Firma. Mein Grossvater
Karl Schweri hat meine Mutter und
mich an einem Sonntag ins Büro bestellt
und uns eröffnet, dass ich ab
Montag Chef bin. Das war schon speziell.
Es gab auch nichts zu diskutieren.
Das war keine einfache Situation.
Die Skepsis in der Öffentlichkeit war
sehr gross. Aber das war eigentlich
nicht der entscheidende Tag.
Welcher denn?
Das war der Tag, an dem mich mein
Grossvater zum Präsidenten der Rast-
Familien-Holding gemacht hat, in der
die Denner-Beteiligung verwaltet
wurde. Da wusste ich: Jetzt hast du es
geschafft. Nun lässt er los. Zuvor war
ich zwar offiziell schon Denner-Chef
– aber wo es langging, bestimmte
mein Grossvater. Ungewöhnlich war
auch, dass er eine ausserordentliche
Generalversammlung einberufen hat
um den Entscheid bekannt zu geben
– und dann selbst gar nicht erschienen
ist. Er hat mir gesagt, ich solle das
gleich selber durchziehen. So habe
ich mich quasi selbst befördert.
Wie haben Sie sich seither verändert –
etwa im Umgang mit den Medien?
Das öffentliche Aufjaulen, als ich mit
erst 26 Jahren Chef wurde, war ja verständlich:
Ich war ein Greenhorn.
Doch für mich war klar, dass wir als
Detailhändler den Kontakt mit der Öffentlichkeit
pflegen müssen. Ich wollte
auch immer mich selbst sein und
habe nie versucht, meinen Grossvater
nachzumachen.
Spricht man Sie auf der Strasse an?
Ja, durchaus. Wenn es etwa um den
Eishockey-Nationaltrainer geht, habe
ich schon viele Tipps erhalten.
Wie kamen Sie zum Eishockey?
Ich bin begeisterter Zuschauer, stand
aber nie selbst auf dem Eis. In der aktuellen
Lebensphase gehört es dazu,
dass man der Gesellschaft etwas zurückgibt.
Ich mache das ja unentgeltlich,
und es ist eine neue Erfahrung.
BAZ: In Basel hält sich die Begeisterung für
Eishockey ziemlich in Grenzen …
Gaydoul: … dabei hätte die Stadt eine super Eishalle!
Vielleicht hat man beim EHC
den Stecker zu früh rausgezogen. Und
zuvor lange Zeit gemeint, mit dem Zukauf
von grossen Namen sei es getan.
Aber man muss sich bewusst sein:
Praktisch kein Club in der Schweiz
verdient Geld alleine mit Eishockey.
Erst nach einer guten halben Stunde
angeregter Diskussion bemerkt Gaydoul,
er könnte nun eigentlich etwas zu
trinken vertragen. Bedienung ist keine
in Sicht. «Ja, das ist unsere Dienstleistungsgesellschaft
…», frotzelt er. Er
räumt aber ein, dass die Arbeit in der
Gastronomie nichts für ihn wäre: «Da
muss man immer nett sein und strahlen.
Ich bezweifle, dass mich jemand als Ferienaushilfe
engagieren würde.»
Kochen Sie zu Hause für Ihre Familie?
Das käme nicht gut. Meine Frau versucht
seit Jahren, mich in einen Kochkurs
– und in einen Tanzkurs – zu schicken.
Aber ich habe einfach nicht die
Geduld, stundenlang in der Küche an
etwas herumzubasteln, das dann in
zehn Minuten gegessen ist.
Als Detailhandelsprofi könnten Sie ja das
Einkaufen übernehmen. Wie ist Philippe
Gaydoul so als Konsument?
Eigentlich sehr uninteressant. Die
Einkäufe macht fast ausschliesslich
meine Frau. Ich bin nicht der Shopper.
Wenn ich Kleider kaufe, heisst es:
rasch anprobieren und dann wieder
raus aus dem Laden.
Was Gaydoul neben dem Aufbau seiner
Beteiligungsgruppe in der Zukunft
sonst noch so alles plant, lässt er sich
nicht entlocken. Geht es um Politik, so
kann er sich momentan mit keiner Partei
identifizieren («Sobald man einen
Parteihut aufhat, verliert man seine Unabhängigkeit
»). Doch es gibt durchaus
Themen, die ihn als Staatsbürger beschäftigen.
Sie haben verschiedentlich das System
der Pauschalbesteuerung kritisiert. Was
stört Sie daran?
Wenn Ausländer mit attraktiven Steuersparmodellen
angelockt werden,
fühle ich mich als Schweizer vernachlässigt.
Ich verstehe nicht, warum
grosse Kantone wie Zürich den sehr
guten einheimischen Steuerzahlern
nicht mehr Sorge tragen und sich mal
mit solchen Leuten hinsetzen und …
… diesen auch eine Pauschalsteuer
anbieten?
Wie auch immer. Es stört mich jedenfalls,
wenn Politiker über den Steuerwettbewerb
und die Tiefsteuerkantone
wettern, aber selbst nichts tun, um
die Leute zu halten – oder um neue zu
gewinnen! Warum nimmt sich Zürich
nicht mal die zehn besten Steuerzahler
im Kanton Schwyz zur Brust? Es
gibt Länder, die bearbeiten einen aktiv.
Ich habe das auch schon erlebt,
dass Vertreter eines Staates auf meine
Steuerberater zukommen und ihnen
irgendwelche interessanten Modelle
vorstellen.
Sie haben nicht zugegriffen?
Nein, ich ziehe sogar bald von Wollerau
wieder in den Kanton Zürich.
Die Gaydouls waren ursprünglich
ein Hugenottengeschlecht aus Frankreich,
dessen Mitglieder sich in Deutschland
niedergelassen haben. Von dort
stammt auch der Vater des Denner-
Chefs. Klein Philippe wurde jedoch römisch-
katholisch erzogen. Gaydoul bezeichnet
sich als gläubig, «aber nicht fanatisch
». Mit seiner Mutter Denise, geborene
Schweri, hat Gaydoul letztes
Jahr eine Stiftung gegründet.
Wer soll von der Fondation Gaydoul
unterstützt werden?
Wir fördern Projekte in der Schweiz,
die sich der Erforschung, Behandlung
und Heilung von Krankheiten von
Kindern widmen. Beim ersten grossen
Projekt, das wir substanziell
unterstützen, geht es um Hautersatzforschung.
Ein Team des Kinderspitals
Zürich sucht nach Möglichkeiten,
wie Kindern mit Muttermalen oder
Verbrennungen geholfen werden
kann.
Apropos Kinder: Was geben Sie von Ihrer
Erfahrung an Ihren Sohn weiter?
Die primäre Aufgabe meiner Frau
und mir ist es, ihm so viel Zuneigung
wie möglich zu geben. Wir wollen
ihm eine gute Ausbildung ermöglichen.
Er muss aber nicht meinen, dass
ich arbeite, damit er dann eine ruhige
Kugel schieben kann. Doch er soll seinen
Weg gehen. Mit seinen fünfeinhalb
Jahren lässt er im Moment gewisse
schauspielerische Fähigkeiten
erkennen, aber das kann sich ja noch
ändern...
Bleibt sich selbst treu. «Ich habe nie versucht, meinen Grossvater nachzumachen», sagt Philippe Gaydoul. Fotos Roland Schmid
BAZ-Serie. In der Serie «Sommergespräche
» spricht die BaZ-Wirtschaftsredaktion
im Wochenrhythmus
mit sechs Personen aus der Wirtschaft.
Im Zentrum der Gespräche stehen für
einmal nicht harte Zahlen, sondern persönliche
Fragen: Warum ist sie oder er
Manager geworden? Was macht er, um
sich vom beruflichen Stress zu erholen?
Wie steht sie zu Themen wie Politik
oder Sport?
Mit der heutigen Folge beenden wir unsere
Serie «Sommergespräche».
Wie kopiere ich den PDF Text ohne das die ganze Formatierung verloren geht ???